Kennen Sie schon den Schwarzen Terrier?

(Schwarzer Terrier, Tchiorny Terrier, Black Russian Terrier, BRT)

Wenn ich mit meinem Schwarzen Terrierrüden spazieren gehe, werde ich häufig angesprochen und gefragt, um welche Rasse es sich handele. So hatte ich bereits immer einen Kurzvortrag im Kopf, mit dem ich Fragen abkürzen und damit auch Zeitverzögerungen durch interessierte Hundefreunde bei zeitkritischen Stadtbesuchen vermeiden konnte. Als ein Freund mir nun einen Brief mit Fragen zu dem Schwarzen Terrier schickte und eine entsprechende Kaufabsicht äußerte, beschloss ich, die von mir gemachten Erfahrungen, aber auch Gespräche, Berichte, Dokumente und sonstige Erkenntnisse, zu Ehren dieser außergewöhnlichen, liebenswerten und interessanten Hunderasse in Form einer schriftlichen Information zusammenzuschreiben, mit der sich ein potentieller Besitzer eines BRT ein wenig befassen sollte. Da ich von unseren Hunden täglich lerne oder eines Besseren belehrt werde, beabsichtige ich diesen Bericht von Zeit zu Zeit zu ergänzen oder zu aktualisieren. Er ist zum Teil ernst, zum Teil weniger ernst, zum Teil unernst, immer sehr persönlich gefärbt – sicherlich ein möglicher Ansatzpunkt für Kritik an meinen Ausführungen und Stein des Anstoßes. Ich glaube jedoch, mich nicht zu weit von der Realität entfernt zu haben… Die Materie brachte es mit sich, dass der Ernst mit der Länge meiner Ausarbeitung zunahm. „Ähnlichkeiten mit lebenden Personen, Organisationen und Zuständen sind beabsichtigt“ zum Wohl des Schwarzen Terriers. Ich bedanke mich für die hilfreiche Zusammenarbeit bei meinem Schwarzen Terrier Bobik und seiner Tochter, unserem Schwarzen Terrier Semjon sowie den vielen ungenannten „Schwarzen“, die ich kennengelernt habe und ohne die dieser Artikel in dieser Form nicht hätte verfasst werden können.

Die Skizzen, die ich mit Maus und Zeichenprogramm erstellt habe, sind als Dank an die Leser gedacht, die meinen Artikel bis zum Schluss gelesen und das Programm nicht verärgert geschlossen haben.

 

Brief an einen Freund

Dein Wunschhund: Ein Schwarzer Terrier

Hallo, Dieter,

Du hast Dich nun also entschlossen, einen richtigen  Hund zu kaufen, nämlich einen Schwarzen Terrier-Rüden, gemeinsam mit ihm zu leben und ihn sogar auf Hundeausstellungen zu zeigen. Du möchtest einen Familienhund, aber auch ein wenig Arbeits- oder sogar Wachhund. Du fragst mich nach Informationen darüber, nach Voraussetzungen über die Haltung, den Hund, die Züchter, über das Ausstellungswesen. Die Länge meines Briefes – er müsste eigentlich noch länger sein - zeigt Dir nicht nur die Komplexität und Problematik der Materie sondern soll gleichzeitig ein Hinweis sein, Deine Entscheidung noch einmal intensiv anhand meiner „fröhlichen“ Zusammenfassung zu überprüfen. Bei allen Informationen solltest Du berücksichtigen, dass sich diese noch sehr junge Rasse - vor allen in den Ländern diesseits der russischen Grenze - noch etwas uneinheitlich darstellt. Fast jede generelle Aussage über den BRT hat auch ihre Ausnahmen. Du wirst bei ihm immer unerwartete und neue Eigenschaften, Vorlieben und Verhaltensweisen feststellen, die sich im Laufe seines Lebens wieder verändern können – wie die Deinigen auch. So wirst Du häufig auf Überraschungen durch Deinen neuen Freund gefasst sein müssen. Wir haben inzwischen nach langem Überlegen und Suchen einen Spielgefährten für Bobik gefunden. Jetzt hoffen wir, dass er sich so entwickelt, dass er in die allerdings in jeder Hinsicht großen Fußstapfen Bobiks treten kann. Drück uns die Daumen, denn es scheint fast ein Glücksspiel geworden zu sein, einen gesunden und für Arbeit, Ausstellen und Zucht geeigneten Hund zu finden.

Die Zucht scheint sich auch zunehmend der Mode und den Wünschen der Käufer - ihrem Geschmack und Vorstellungen – anzupassen, die überwiegend vom Äußeren des Hundes und weniger vom seinem Wesen, seiner Zweckbestimmung und den gesundheitlichen Erfordernissen bestimmt werden.

 

Voraussetzungen

Wenn Du einen Schwarzen Terrier als Hausgenossen in Dein Heim holen willst, solltest Du als der zukünftige Rudelführer wesentliche Voraussetzungen mitbringen. Erstens: Zeit für den Hund, zweitens: Platz für den Hund,  drittens: Geld für den Hund - für Punkt zwei nicht sehr viel, für Punkt eins und drei um so mehr - Zeit für Ausbildung und vor allem für Pflege sowie Geld für Kauf, Futter, Versicherung, Steuer und vor allem für den Tierarzt. Diese Posten können sich während der Lebenszeit des neuen Familienmitgliedes und Privatpatienten auf einen Betrag summieren, für den ein neues Auto hätte gekauft werden können. Seitdem wir unseren Großen besitzen, ist der Kaufpreis für de Russischen Terrier in Deutschland  um etwa 40 % und damit in gleichem Masse gestiegen  wie der Preis für russisches Erdgas – Proteste gegen die Gaspreiserhöhung  überall, der Verkauf der  Hunde scheint indessen gut zu laufen. Bei der Anschaffung eines derartigen Hundes ist eine Partnerin von Vorteil, die mit Begeisterung bei schlechter Witterung zumindest zweimal am Tag ein schwarzes Ungeheuer empfängt, das mit dem nassen Schwanz wedelnd auf dem hellen Teppich Fußabdrücke hinterlässt, die in der Größenordnung denen eines Pferdes nicht nachstehen, und durch heftigem Schütteln dazu zwingt, die Zeitplanung für die nächste Zimmerrenovierung zu überdenken. Positiv ist allerdings der bei der Felltrocknung zeitweilig herabrieselnde Sand, der ein Ausgleiten der Oma auf glatten Bodenbelägen verhindert. Da Du Dich bereits im Ruhestand – der sich ja denn bald mit Deinem Hund verändern wird – befindest, scheint zumindest die Forderung gem. Punkt 1. erfüllt zu sein. Außerdem ist Deine liebe Frau mit Deinen bisherigen Hunden ja sicherlich schon einiges gewöhnt. Frauen sollen hin und wieder als Argument gegen den Kauf eines BRT ins Feld führen, seine Begleitung halte attraktive Männer davon ab, sie auf der Strasse anzusprechen, Männer mit ihm hingegen seien das Ziel der Neugierde vieler attraktiver Damen. Das trifft nach meiner Erfahrung sogar zu.

Du wünschst Dir einen Familienhund. Du weißt, dass ohnehin nahezu alle vom Wolf abstammenden und nun in der menschlichen Gesellschaft lebenden Caniden leider immer mehr zum Familienhund mutierten, die Aufgaben entfallen sind, für die sie gezüchtet wurden und nur noch deshalb existieren, da der Mensch hin und wieder glaubt, eines ehrlichen Gesprächspartners zu bedürfen. Oft möchte er über ein für seine eigene Gesundheit dienliches Sportgerät verfügen oder aber besitzt bereits alle anderen heutigen Statussymbole. Manchmal glaubt er sogar, seine eigenen Defizite hinter einem beeindruckenden Großhund verbergen  zu können. Das hat zuweilen das Aussehen der Hunde, ihr Wesen und sogar manchmal ihre Gesundheit verändert, wie es auch mit Menschen geschieht, die ihre ursprüngliche Aufgabe in ihrem sozialen Umfeld verloren haben: Der Schwarze Terrier wird aber seine Vergangenheit als Wachhund nie ganz verleugnen können. Es wird daher eine nicht leichte Aufgabe sein, als  verantwortungsvoller Versorger, Erzieher und Arbeitgeber aus Deinem niedlichen Welpen einen zufriedenen, ausgeglichenen und selbstbewussten Rüden und nützliches Glied der Gesellschaft - der Tiere und der Menschen - zu formen. Das trifft besonders für eine ehemalige Wachhundrasse dieser Größe und Kraft wie den BRT zu. Da er gemäß Landeshundegesetz nur zu den großen, nicht jedoch zu den gefährlichen Hunden gehört – was noch nicht ist, kann ja noch (hoffentlich nicht) werden - benötigst Du in NRW weder Führungszeugnis noch Maulkorb, wenn er sich höflich gegen Mensch und Tier verhält. In bebautem Gelände ist er per Gesetz an der Leine zu führen. Du bist selbstverständlich für die sichere Unterbringung verantwortlich. Selbstverständlich erscheint es mir auch, dass der Besitzer eines solchen  Hundes bereit ist, auf viele lieb gewonnene Gewohnheiten – vor allem, was den Urlaub anbetrifft - mit Freude zu verzichten.

Der Hund

Der BRT ist also kein Hund für Anfänger oder Kindchen-Ersatz. Die Beschreibung des Schwarzen Terriers, den Rassestandard (Standard 327, Gruppe 2, Sektion1.4), verantwortet der FCI und das Mutterland der Rasse. Du solltest sie gelesen haben. Über die Geschichte der Rasse kannst Du Dich auf nahezu allen Züchter-Webseiten informieren. Über Probleme, die sie hat, verursachen kann, und auch ihre gesundheitlichen Schwachpunkte erfährst Du wenig oder nichts. Der Rassestandard ist die in Schriftform gebrachte Idealvorstellung des Hundes, wird aber von Fachleuten nicht immer als taugliches und ausreichendes Beurteilungselement und Maßstab für die Zucht anerkannt. Viele Hundebesitzer hoffen, ihr gekaufter Welpe werde später als erwachsener Hund so aussehen und sich so verhalten wie im Rassestandard beschrieben. Manche sind sogar davon überzeugt, ihr Hund sähe so aus. Diese Hundebesitzer nennt man Aussteller, aber dazu komme ich später. Nun zeigt die Erfahrung, dass Hund und Hundeleben nicht in jedem Fall den Wunschvorstellungen entsprechen.

  • Zwar soll der BRT besonders anpassungsfähig an unterschiedliche Klimate sein, für lange Spaziergänge bei heißem Wetter kann sich die Mehrzahl jedoch nur selten begeistern. Lieber begibt er sich hechelnd auf ein kühles Plätzchen im Keller, auch der sportlichste Mensch zieht ja bei bestimmten Wetterlagen den Besuch des Biergartens einer anstrengenden Wanderung vor. Laufen am Fahrrad über lange Strecken ist ebenfalls keine seiner besonderen Stärken.
  • Auch die im Standard angegebenen Größen- und Gewichtsangaben kannst Du vergessen. Viele Züchter scheinen zu glauben: mehr ist auch besser; ich wage das zu bezweifeln. Hohes Gewicht macht träge oder krank, Größe über Standard kann auch Probleme bei Ausstellungen oder der Zuchtzulassung verursachen.
  • Kinderfreundlichkeit eines Hundes ist ein gutes Verkaufsargument, deshalb wird hin und wieder von Züchtern darauf hingewiesen. Bei manchen BRT scheint sich das allerdings noch  nicht herumgesprochen zu haben; vor allem bei Kindern außerhalb der eigenen Familie haben sie bisweilen Vorbehalte; sei also vorsichtig, denn hysterische Mütter sind schlimmer als knurrende Hunde! Da inzwischen Schwarze Terrier in Verkaufsportalen im Internet - im Züchterauftrag - angeboten und auch noch als geeignet für Behinderte und Senioren angepriesen werden (im Internet nachzulesen) -  im Ausnahmefall mag das ja auch klappen - ist es für mich eine Schreckensvision, in absehbarer Zeit Rüden von 60 kg sehen zu müssen, die angeblich äußerst verträglich mit anderen Rüden von mit Rollator ausgerüsteten alten Herren und Damen spazieren geführt werden.
  • Manche BRT sind sehr wählerisch hinsichtlich des angebotenen Futters. Wenn sie nicht fressen wollen, ist das allerdings nicht so kritisch, als wenn sie nach einer mit Genuss verzehrten Mahlzeit ihren Bart schütteln und Möbel und Tapete mit Speiseresten verzieren. Es ist erstaunlich, welche Flugstrecken beschleunigtes Weichfutter zurücklegen kann.
  • Leinengewöhnung und Gewöhnung an andere Hunde sind für tägliche  Spaziergänge das A und O, wenn Du nicht von mehr als 60 Kilogramm Hund an der Leine geführt werden und Dich nicht mehrmals am Tag mit einem zähnefletschenden, knurrenden und mit hervorquellenden Augen am Halsband zerrenden Kraftpaket über die einzuschlagende Marschrichtung auseinandersetzen willst, sobald sich Dir ein männlicher Yorki oder Dackel nähert. Wenn Du Deinen Schwarzen dann an die Leine nimmst, wirst Du häufig den Ruf hören: Mein Hund tut nichts! Viele Kleinhundbesitzer scheinen die Kampfkraft ihres Zwerges zu überschätzen und zu vergessen, dass nicht Du sondern Dein Hund für den potentiellen Rivalen Verständnis aufbringen sollte. Du brauchst jedoch keine Angst um ihn zu haben, da er überwiegend in der höheren Gewichtsklasse kämpfen wird. Zum Glück hast Du dafür ja die vorgeschriebene  Versicherung.
  • Wenn Du Dich in Fachartikeln oder besser noch in den Kreisen von Eingeweihten über Krankheiten oder Schwächen des Schwarzen Terriers informierst, wirst Du bei Deiner Kaufentscheidung vielleicht etwas zögern, aber Du brauchst Dir keine Sorgen zu machen: Andere Rassen  stehen dem BRT hinsichtlich gesundheitlicher Probleme in nichts nach, und selbst die Ansicht, Mischlinge seien gesünder, ist ein Irrglaube, denn ihre Ahnen sind ja die Rassehunde. Gar nicht erfreulich sind allerdings die Untersuchungsergebnisse der OFA (Orthopedic Foundation of Animals) in  den USA - selbst wenn deren statistische Angaben von manchem  angezweifelt werden. Sie setzt den BRT auf der Liste der Hunde mit schlechten Hüften auf Platz 8 in Nachbarschaft zu Bernhardiner und Bordeauxdogge, da weit mehr als 40 % der untersuchten BRT eine anormale Hüfte hatten. Der Deutsche Schäferhund folgt erst auf Platz 37. Auf den deutschen Züchterhomepages kannst Du fast nur knackige Champions, Sieger und eventuell Röntgenaufnahmen exzellenter Hüften bestaunen. Aber wie sieht es denn mit den übrigen nicht gezeigten BRT aus? Von 2000 bis 2007 wurden durch den Klub für Terrier 1210 geworfene Welpen registriert. Leider gibt er keine ähnliche Statistik über Krankheiten heraus.
  • Obwohl der BRT sehr robust wirkt, kann er, vor allem in seiner Jugend, sensibel, ein „Seelchen“, sein. Dann schlägt ihm jeder Stress auf Magen oder Darm wie Schülern eine unerwartete Klassenarbeit. Das ist kein Grund zur Beunruhigung, für den Hundehalter allerdings noch lästiger als für den Betroffenen. Dieses Problem löst sich überwiegend mit zunehmendem Alter und  wachsender Selbstsicherheit des Hundes.
  • Der Schwarze Terrier unterliegt keinem regelmäßigen Haarwechsel, er haart nicht zur Freude jeder Ehefrau, die Teppiche und Polstermöbel geschont sehen möchte. Fest steht jedoch, dass er mehr Pflege bedarf als viele andere Hunderassen, wenn er die Bewunderung Deiner Umwelt hervorrufen soll. Dabei kann schon Kämmen und Bürsten seines vorschriftsmäßig geschnittenen Fells - möglichst täglich - zur schweißtreibenden Tätigkeit werden. Und dann muss er getrimmt werden – für Ausstellungen nach Vorschrift. Trimmen des BRT ist eine Kunst. Du weißt noch aus der Schulzeit: Kunst lässt sich etymologisch  von „Können“ aber auch von „ Kennen“ ableiten, achte also darauf, dass Du jemanden „kennst“, der den Hund für Dich trimmen „kann“, in Neudeutsch: „groomt“, denn das schont vor allem zu Beginn Deine Nerven. Hundestudios sind zwar praktisch aber teuer, können außerdem Deinen Modellhund sehr schnell in ein pudelartiges Untier  oder einen Riesenschnauzer verwandeln. Das Trimmen läßt  sich erlernen, und das dafür erforderliche Werkzeug kaufen. Problematisch ist allerdings das vorher erforderliche Baden und Föhnen, wenn dazu nur das im deutschen Reihenhaus übliche Badezimmer zur Verfügung steht. Trimmanleitungen kannst Du auf einigen Homepages von BRT finden.
  • Für Hundebesitzer mit Rückenleiden ist der BRT wegen seiner günstigen Streichelhöhe ein Glücksfall. Er bellt wenig. Auf Fremde wirkt der BRT oft wie ein Teddy. Im Galopp entwickelt er auf kurze Strecken jedoch eine nicht erwartete Geschwindigkeit, hat aber auch den entsprechenden Bremsweg. Wenn er von anderen Hunden angegriffen wird, reagiert er schneller als Du denken kannst. Im Haus ist er im Gegensatz dazu ruhig und unauffällig, sogar wenn Du über ihn in der Dunkelheit stolperst. Briefträger mag er ähnlich wie seine Kollegen meist nicht so sehr. Manche Besitzer versichern, er verfüge über besondere Intelligenz und prüfe jedes Kommando auf seinen Sinn. Ich glaube, er beurteilt es eher ökonomisch: „In der Ruhe liegt die Kraft“ oder: „Die Letzten werden die Ersten sein“.
  • So wirkt der Hund auf Außenstehende manchmal etwas uninteressiert und lethargisch. Auf dem Übungsplatz wirst Du mit ihm trotzdem immer Mittelpunkt bleiben, obwohl er bei der Schutzhundeausbildung die Leistungen von Schäferhunden verschiedenster Provenienz selten erreichen wird, selbst wenn er aus einer Arbeitslinie stammen sollte (eine übliche, an sich allerdings unsinnige Unterscheidung, wenn man bedenkt, dass der BRT ja für eine bestimmte Arbeit/Aufgabe in Russland gezüchtet wurde).

Der Kauf

Bei Durchsicht der Homepages im Internet wirst Du feststellen: Es gibt in Deutschland nur Hobby-/Liebhaberzüchter von Schwarzen Terriern. Allerdings verkaufen auch diese ihre Hunde für Geld! Trotz gegenteiliger Beteuerungen mancher Züchter oder Aufrechnung der Kosten lässt sich mit Hundezucht Geld verdienen, und es wird auch damit verdient.  Das ist sicher legitim und nicht grundsätzlich verwerflich, Die Frage ist nur, in wie weit die Erzielung von Gewinn - gerade bei Hobby-Züchtern - verschwiegen im Hinter- oder sogar Vordergrund steht. Das zu erkennen ist nicht leicht, Papier (auch der PC) ist geduldig! Die schnöde Wirklichkeit entspricht oft nicht den hehren Bekundungen und den vielleicht noch zu Beginn der züchterischen Tätigkeit vorhandenen guten Absichten und Vorsätzen. Der Begriff Gewerbe wird gescheut wie vom Teufel das Weihwasser - soll eventuell nur einem Konflikt mit dem Fiskus ausgewichen werden? Dabei ist ein Gewerbe doch jede erlaubte selbständige zum Zwecke der Gewinnerzielung vorgenommene nach außen erkennbare Tätigkeit, die planmäßig und für eine gewisse Dauer ausgeübt wird und kein „freier Beruf“ ist. Ein guter Züchter ist doch letztendlich jeder Züchter mit umfangreicher Ausbildung, Kenntnis der Materie, Erfahrung, Respekt vor dem Tier und dem ernsthaften Willen, sich um einen Zuchtfortschritt der Rasse zu bemühen. Hobby und Tierliebe sind sicherlich keine Synonyme  für Qualität. Zuchtfortschritt wird derzeit leider nur selten erkennbar. Ein guter Züchter wird Dir mit Rat und Tat ein Hundeleben lang hilfreich zur Seite stehen. Sollte er sich vertraglich Rückkaufrecht ausbedingen und Rücknahme zusagen, wenn im Notfall eine Abgabe Deines Hundes zwingend erforderlich sein sollte, so ist das eine „Sternstunde“ für Dich und seltener Glücksfall. Viel Spaß bei der Suche nach dem richtigen Züchter!

Kinder können sich ihre Eltern nicht und Eltern sich ihre Kinder nur begrenzt aussuchen. Neuerdings kannst Du bei einem „fehlerhaften Hund“ das Gewährleitungsrecht bemühen; aber wer gibt seinen Hund schon zurück, wenn er schon einige Zeit mit ihm zusammenlebt. Bei Ehepartnern soll das ja schon eher üblich sein. Welpen kann man auswählen und hin und wieder auch ihre Eltern und Grosseltern ansehen. Das kann Dich davor bewahren, ein Familienmitglied zu erwerben, das schon im zarten Alter weit mehr als siebzig kg auf die Waage bringt und fast die Größe eines Irischen Wolfshundes erreichen wird. Sollten ihm seine Vorfahren auch noch den Kampfesmut der Trojaner vererbt haben, hättest Du ein Problem, das  Dich dazu zwingen könnte, in Deinem Alter noch in einem Fitness-Studio zusätzliche Muskulatur aufzubauen. Denn wenn bei Erscheinen eines kläffenden Rivalen zur Attacke geblasen wird, lässt sich ein Angriff nur mit viel körperlichem Einsatz verhindern; nicht immer ist ein Laternenpfahl als Festpunkt verfügbar, der die ungewollte Überquerung einer  stark befahrenen Strasse oder den ungewollten Kontakt mit einer dornigen Rosenhecke verhindern kann.

In letzter Zeit treten  immer mehr Exporthunde aus Osteuropa in Deutschland auf. Aus genetischen Gründen ist das hier wegen der begrenzten Zuchtplattform sicherlich ein Vorteil. Allerdings weisen Insider darauf hin, dass z.B. die besten BRT in Russland verbleiben und nur die zweitklassigen Hunde in das Ausland verkauft werden. Erwirb Deinen Hund auch in einem Land, indem es nicht ohne weiteres möglich ist, Dir anhand gekaufter Röntgenaufnahmen der Eltern oder Grosseltern  gesunde Hüften des Welpen vorzugaukeln  Meide den Züchter wie die Pest, der von sich behauptet, nur BRT mit gesunden Hüften gezüchtet zu haben. Erkundige Dich nach erblichen Krankheiten in den Zuchtlinien und stelle – wenn möglich – dazu eigene Nachforschungen an, denn diese Probleme werden leider gern verschwiegen. Achte von A bis Z auf die Gesundheit der Ahnen Deines künftigen Hausgenossen - von Autoimmunerkrankung bis Zahnstellung. Auch Ausstellungserfolge der Eltern Deines Welpen helfen oft nicht weiter, denn bei vielen Ausstellungen wird manches nur oberflächlich geprüft. Bei ca. vierzig Ausstellungen unseres "Grossen" stellten nur zwei Richter fest, dass ihm ein Zahn fehlte (Unfall, in Ahnentafel allerdings eingetragen), und trotz seiner Grösse über Standard wurde er nur von zwei Richtern gemessen. So werden sicherlich auch der Engstand der Canini und andere vererbbare körperliche Mängel nicht immer im Bericht des Richters dokumentiert. Denke daran, dass manche Informationen auch aus der Gerüchteküche stammen können. Ich bin immer wieder erstaunt, wenn ich höre oder in Foren lese, dass trotz beruflicher Tätigkeit der Terrier-Besitzer mehrere BRT gehalten werden, denn die erforderliche Pflege nimmt nach eigener Erfahrung viel Zeit in Anspruch. Leider habe ich auch feststellen müssen, dass in der Tat häufig die Pflege vernachlässigt wird und artgerechtes Trimming aus Bequemlichkeit unterbleibt, eine Ausnahme bilden natürlich die Hunde während ihrer Ausstellungskarriere, denn „da geht es ja um was“. Häufig bleibt auch die angemessene und über die obligatorischen, anfänglichen Welpenspielstunden hinausgehende Ausbildung auf der Strecke - Menschen bleiben geistig jung, wenn sie entsprechend gefordert werden, das trifft sicherlich auch für Hunde zu.  Hundesschulen schießen wie Pilze aus dem Boden. Allerdings sollte immer deren Qualität überprüft werden. Da ich jeden Abend mit unseren Hunden auf der Hundedecke liegend mit gedämpfter Stimme Zwiesprache(?) halte, habe ich vielleicht auch bald die Qualifikation für einen Hundeflüsterer und sollte versuchen, meine Pension durch entsprechende Tätigkeit aufzubessern. Im westlichen oder nördlichen Ausland kannst Du übrigens beim Kauf Deines Welpen einige Hundert Euro sparen, grundsätzlich  sind die Welpen dort preiswerter aber genau so liebenswert wie hier in Deutschland. Und dass hinter dem vornehmen und beeindruckenden Zwingernamen nicht immer ein ebenso vornehmer Zwinger stehen muss, weißt Du ja aus eigener Erfahrung

Ausstellungen

Hunde auf Ausstellungen zu präsentieren bringt einerseits viel Spaß, andererseits aber auch viel Arbeit und Stress. Die Arbeit  beginnt mit der Vorbereitung des Hundes, dem das manchmal ebensowenig Freude macht wie Dir. Am Tag der Ausstellung – oft ist wegen der weiten  Anfahrt der Aufbruch kurz nach Mitternacht erforderlich – studierst Du besorgt den Wetterbericht, da ein kräftiger Regenschauer während des nächtlichen Gassigehens Deinen Modellhund verunstalten und Deine Arbeit von Stunden in Sekunden zunichte machen kann. Es folgen Fahrt, Suche nach  Ausstellungsort und Parkplatz, die tierärztliche Kontrolle nach Schlangestehen am Eingang. Du bist nun zum ersten Mal mit Schweiß bedeckt und Dein Hund ist genervt. Die Halle ist überfüllt, Du suchst einen Platz für den Trimmtisch, hast eine Schere für den letzten „finish“ vergessen, die Stimme im Lautsprecher ist unverständlich, von Konkurrenten wirst Du misstrauisch beäugt. Das häufig durch Flatterbänder abgeteilte Geviert, das Hunde und ihre Menschen zum Wettbewerb aufnimmt, nennt man Ring – wie beim Boxkampf. Allerdings wird hier hinsichtlich der verbalen Beurteilung von Leistung oder physischer Vorteile der Wettbewerber mehr Zurückhaltung geübt. So ist ein Kommentar wie: „Ihr Hund hat ja einen Schwanz wie ein niedersächsisches Hausschwein“ unerwünscht und unüblich.

Aber auch Ironie wie “Das niedliche Schneckerl auf dem Rücken ihres Schwarzen ist ja allerliebst“ solltest Du besser unterlassen, wenn Du nicht der ewigen Ächtung anheim fallen willst. Die Rute des BRT ist ohnehin ein wesentlicher Dreh-, Angel- und Diskussionspunkt, da ja die  parlamentarischen Tierschützer/innen in Deutschland durch Verbot des Kupierens die Züchter und Richter zutiefst in Unsicherheit über die Form des Hundeschwanzes gestürzt haben, der in dieser Gänze beim FCI bisher noch nicht vorgesehen und daher in seiner Form bisher noch nicht definiert wurde. Eine sichelförmige Rute steht dem BRT aber wohl am besten zu Gesicht. Du kannst allerdings niemals von vornherein wissen, wie sie sich entwickeln wird, und ob der Richter Deinen Geschmack teilt. Hunde werden im Ring häufig von Damen vorgeführt. Hin und wieder übertreffen einige in ihrem Gewicht das eines ausgewachsenen großrahmigen BRT-Rüden; Ehemänner pflegen sich vornehmlich während der Ausstellung von dem Transport der erforderlichen Pflegeutensilien erschöpft auf mitgeführten Klappsesseln zu erholen. Bei Ausstellungen unter freiem Himmel ist technisches Verständnis für den Aufbau der Zelte  zum Regen- und Sonnenschutz erforderlich und für die Versorgung eine allerdings reduzierte Campingausrüstung von Vorteil. Denke immer daran, kein Hund ist vollkommen, sei deshalb selbstkritisch, wenn Du Deinen eigenen Hund beurteilst; wenn aber ein anderer Hundebesitzer glaubt, er habe den schönsten, lass ihn in diesem Glauben. Er wird Dich immer für einen Fachmann halten.

Selbst wenn Du einen Spitzenhund besitzt, lobe ihn nicht vor anderen BRT-Besitzern, auch wenn Du Dich gerade über einen Ausstellungssieg besonders freust. Mann/Frau wird Dir das übelnehmen und Dich für arrogant halten. Wenn Du Erfolg hast, wirst Du viele Neider haben, dann denk daran: Der Neid ist die aufrichtigste Art der Anerkennung (Wilhelm Busch).

Nach dem Wettkampf ist es üblich, trotz Zähneknirschens einander zu gratulieren, obwohl diese Gratulation eigentlich dem Hund gelten müsste, es sei denn, der Besitzer hätte mit viel Geschick oder etwas Chemie das Aussehen seines  Hundes zum Positiven verändert, das nennt man dann „faking“. Manche Hundebesitzer glauben, in der Lage und in der Pflicht zu sein, die Rasse zu verbessern; sie werden dann Züchter. Aber denke stets daran wenn Du den Einsatz Deines Hundes als Deckrüden erwägen solltest: Eine mit Fehlern behaftete Zuchthündin kann möglicherweise in ihrem Leben fünfzig mittelmäßige Welpen hervorbringen, ein Deckrüde mit Fehlern ein Vielfaches davon. Glaube also nicht, Dein Rüde sei für die Rasse das „non plus ultra“, nur weil er einen Champion-Titel errungen hat, und müsse auch die Zuchtzulassung  erwerben, um Aufgaben als Deckrüde erfüllen zu können!

Wenn Dein Hund nach eingehender Prüfung durch den Richter die Bewertung V1 oder V2 erhält, hast Du nicht eine Wunderwaffe für den Endsieg an der Leine, sondern der Hund hat mit der Note „vorzüglich“ den ersten oder zweiten Platz in seiner Klasse belegt. Nächste Hürden sind dann „bester Rüde“,  „Best of Breed“ und – nur selten von Schwarzen zu erreichen - Best in Show“. Als Preis erhältst Du – viele halten das für wichtiger als eine gute Beurteilung – in der Regel einen Pokal von „erlesener Scheusslichkeit“ (Thomas Mann) und die Beurteilung Deines Hundes. In einigen Ländern kann Dein Hund im Glücksfall eine Hundedecke oder Bratpfanne gewinnen. Wenn Dein Hund diese Prozedur klaglos ca. dreissig bis vierzig mal hat über sich ergehen lassen, wird er vielleicht „Internationaler Schönheitschampion“ sein. Über sein Wesen und seine Gesundheit sagt das jedoch nur wenig aus. Für Dich sollte er mehr sein als nur ein Preisträger und Champion und unter Hunden ist er immer nur ein Hund.

Du weißt, daß wir unseren Hund nach längerer Pause noch einmal ausstellten und zwar in der Veteranenklasse, zu der wir beide ja inzwischen auch zählen. Leider ist er fast der einzige Vertreter seiner Rasse in dieser Altersgruppe, obwohl doch gerade ein gesunder in guter Kondition befindlicher  Hund ein hervorragendes Aushängeschild für Rasse, Züchter und Hundebesitzer sein könnte.

Ich habe den Verdacht, dass die älteren Rüden, vor allem aber auch Hündinnen, nicht mehr ausgestellt werden, weil die Begeisterung der Aussteller der Ernüchterung Platz macht hat, viele Züchter sie nur noch als betrieblich unnötigen Kostenfaktor ansehen oder die überwiegende Zahl älterer Hunde nicht mehr in der erforderlichen Verfassung ist.

Schlussgedanken

Wo bleibt nun das Positive? Hoffentlich habe ich Dich jetzt nicht von Deinem geplanten Hundekauf abgebracht, denn das ist nicht meine Absicht. Eine Philippika gegen Hundezucht und Züchter von Schwarzen Terriern sollen meine Ausführungen sicherlich nicht sein. Ich möchte Dich im Gegenteil davon überzeugen, Dir einen Schwarzen Terrier zu kaufen, aber mit Herz und mit Verstand, und Dir über zukünftige Verpflichtungen und mögliche Probleme im Klaren zu  sein. Die Mehrzahl der von mir erwähnten Widrigkeiten wirst Du beim Kauf eines Rassehundes - gleich welcher Rasse - und bei Deinem zukünftigem Hobby immer wieder antreffen. Du wirst aber mit einem Schwarzen Terrier einen  besonders liebenswerten, treuen Beschützer und bei entsprechender Auswahl und Pflege einen gesunden, attraktiven Freund und Begleiter erhalten. Da wir beide weder Kynologen noch Züchter sondern nur Hundefreunde sind, solltest Du noch zur weiteren allgemeinen Information durch einen Wissenschaftler und zur eigenen Meinungsbildung auch einmal  - gleich welchen Rassehund Du kaufen solltest - zumindest die Anfangs- und Schlusskapitel des Buches über die „Technik der Hundezucht“ von Dr. Dieter Fleig lesen. Spezielle Literatur über den BRT wirst Du leider nur selten finden.

Ich bin Dir gern bei der Auswahl Deines neuen Hausgenossen behilflich. Eines möchte ich Dir zum Schluss noch versichern: Ich werde mir immer wieder einen Schwarzen Terrier als Familienmitglied aussuchen!

Dein Jürgen